2012-Jahresreise unseres Freundeskreises nach Krakau vom 6. bis 9. Juli

 

In den beiden letzten Jahren führten die Jahresreisen der Freunde von Schloss und Park Benrath zu unserem westlichen Nachbarn Frankreich, um u. a. die UNESCO-Welterbestätten Versailles (2010) sowie Fontainebleau und auch Schloss Vaux-le-Vicomte (2011) näher kennen zu lernen.In diesem Jahr widmete sich die Reise unserem östlichen Nachbarn Polen. Ziel war  Krakau, das von 1038 mit kurzen Unterbrechungen bis 1596 Residenz der polnischen Könige war, was sich heute noch in der  Pracht seiner historischen Altstadt und besonders des Königsschlosses mit der Kathedrale, malerisch auf dem Wawel-Hügel oberhalb der Weichsel gelegen, wiederspiegelt.

 

 

(Foto: C.B. Wiesemann)

Außerdem stand der Besuch des mittelalterlichen Salzbergwerks Wieliczka bei Krakau auf dem Programm. Beide Orte befinden sich übrigens auf der ersten UNESCO-Welterbeliste aus dem Jahr 1978.

30 Mitglieder des Freundeskreises trafen sich am 6. Juli 2012 mit großen Erwartungen am Düsseldorfer Flughafen, um die vorbereiteten Bordkarten für den „Flieger“ nach Kattowice aus der Hand von Frau Ursula Schiefer entgegen zu nehmen.

Nach einem etwa 1 ½ stündigen Flug wurden wir vor Ort von unserer sympathischen, kunsthistorisch geschulten polnischen Reiseführerin Ewa in Empfang genommen. Der bereit stehende Bus brachte uns nach einer weiteren Stunde nach Krakau, wo wir im zentral gelegenen Hotel Radisson Blu gute Unterkunft fanden.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Krakau ist eine beeindruckende Stadt mit heute 750.000 Einwohnern. Der alte Stadtkern ist komplett erhalten und blieb im Krieg von Beschädigungen verschont. 100.000 junge Menschen studieren hier in fünf Universitäten, von denen die älteste, das „Collegium Maius“, im 15. Jh. vom Königsgeschlecht der Jagiellonen gegründet,  die zweitälteste Universität in Mitteleuropa ist.

Die vielen Studierenden verleihen dem pulsierenden Leben der Stadt ein frisches, jugendliches Image. Dies wird besonders auf dem im Zentrum gelegenen Hauptmarkt in der Altstadt deutlich, welcher von zahlreichen Gaststätten mit Terrassen im Freien umsäumt ist. Reiseführer sprechen vom größten und schönsten Platz Europas. Die Ausmaße 200 m x 200 m bestätigen es! Den ganzen Tag über herrscht hier bis zum späten Abend ein emsiges Treiben mit Aufführungen von Künstlern und Schaustellern, welches an südliche Lebensfreude und Gelassenheit erinnert.

Am nächsten Morgen, Samstag, 7.Juli, führt uns Ewa, unsere Reiseführerin, durch die mittelalterliche Altstadt: Gotische und barocke Kirchen, Paläste, öffentliche Gebäude. Besonders erwähnenswert: die Franziskanerkirche aus dem 15. Jh. mit Kloster und Bischofspalast. Hier residierte Karol Wojtyla, bevor er 1978 in Rom zum Papst gewählt wurde.

Auf dem zentralen Marktplatz sind die mittelalterlichen „Tuchhallen“ zu bewundern. In den Laubengängen sind zahlreiche Läden, Galerien und Cafés untergebracht.

Vom einstigen gotischen Rathaus steht nur noch der 70 m hohe Turm aus dem 14. Jh. . Hier hat die „Theaterbühne“ ihren Sitz, die auf dem Marktplatz Schauspiele, Pantomimen, Konzerte etc. veranstaltet.

Größte Attraktion an diesem Ort ist zweifellos die gotische Backsteinkirche der „Himmelfahrt der allerheiligsten Jungfrau Maria“.

Im Innern steht der riesige Marien-Flügel-Altar (13 m hoch, 11 m breit), den der Nürnberger Bildhauer Veit Stoß in 12 Jahren – von 1477 bis 1789 – geschaffen hat. Die überlebensgroßen Figuren sind aus Lindenholz geschnitzt und farbig gefasst. Sie vermitteln einen lebendigen Eindruck von der Himmelfahrt der Gottesmutter Maria.

Den Nachmittag verbringen wir im ältesten Gebäude der Jagiellonen-Universität „Collegium Maius“. An diesem Ort studierte Nikolaus Kopernikus von 1491-1495. Die Innenausstattung aus dem Mittelalter sowie die Sammlung von Globen verschiedener Epochen und astronomische Instrumente fanden unser besonderes Interesse. Zum Abschluss gab es noch einen Spaziergang durch den Grüngürtel, der mit 4 km Länge die gesamte Altstadt umschließt. Diese großzügige Parkanlage wurde im 18. Jh. anstelle der abgetragenen Wehranlage von den Österreichern realisiert, die nach einer der Teilungen Polens Krakau als Hauptstadt der Provinz Galizien ausbauten. Viele barocke Gebäude und Kirchen entstanden zu dieser Zeit unter der k.u.k.-Monarchie.

Am Samstagmorgen (8. Juli) treffen wir uns bereits um 9 Uhr, um unter Leitung der Reiseführerin Ewa das Königsschloss und die daneben erbaute Kathedrale zu besichtigen. Diese großartige Anlage auf dem Wawell-Hügel oberhalb der Weichsel umfasst die 1507-1536 erbaute Königsresidenz, heute Museum sowie die Krönungskirche, in der 37 polnische Könige gekrönt wurden. In den Seitenkapellen wurden fast alle Könige beigesetzt. Davon zeugen prächtige Sarkophage aus Marmor, Alabaster und Silber.

Der Rundgang durch das Schloss gibt uns einen Eindruck von den kunstvoll eingerichteten privaten Räumen sowie den großartigen Staatsräumen mit repräsentativer Einrichtung. Unter den zahlreichen Kunstwerken aller Epochen von Gotik über Renaissance zu Barock befinden sich die berühmte Tapisserien-Sammlung des Königs Sigismund aus dem 16. Jh. und das Gemälde „Dame mit Hermelin“ von Leonardo da Vinci von 1490.

Am Nachmittag bestieg unsere Reisegruppe fünf Elektrowagen mit je sechs Sitzen, die lautlos durch die Straßen gleiten. Ziel war der Stadtteil Kazimierz im Süden von Krakau.

König Kazimir der Große hatte im 15. Jh. dieses Viertel als selbstständige Gemeinde erbauen lassen, um Handel und Gewerbe zu beflügeln. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte zogen viele jüdische Familien aus Krakau und ganz Polen nach Kazimierz und prägten das dortige Leben. Zahlreiche öffentliche Gebäude, Synagogen und ein jüdischer Friedhof entstanden neben den von der polnischen Stadtverwaltung eingerichteten Gebäuden und Kirchen.

Bei Kriegsbeginn 1939 lebten hier 60.000 polnische Juden im Rahmen der Gesamtbevölkerung. Die meisten von ihnen wurden in den Jahren 1942-43 Opfer des Naziterrors im nahe gelegenen KZ Auschwitz.

Wir besichtigten u. a. die Fabrik von Oskar Schindler (heute ein Museum) im Industrieviertel von Kazimierz. Durch die Beschäftigung zahlreicher jüdischer Arbeitskräfte konnte Schindler deren Deportation und Tod verhindern.

Den Abend verbrachten wir im jüdischen Restaurant Klezmer-Hois bei Kerzenlicht und jüdischer Musik.

Der letzte Reisetag (9. Juli) brachte uns vor der Heimreise am Nachmittag noch ein besonderes Erlebnis: Die Besichtigung des Salzbergwerks Wieliczka, etwa 10 km südlich von Krakau. Schon im 13. Jh. wurde hier mit dem bergmännischen Abbau von Steinsalz begonnen. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich ein beispielloses Labyrinth von Schächten, Stollen, Hohlräumen und Kammern. Bis in eine Tiefe von 327 m wurden auf neun Ebenen Strecken vorgetrieben in einer Gesamtlänge von 250 km. Hunderte von Kammern, abgestützt mit Grubenholz, sind bis heute erhalten. Die Begehung des Bergwerks ist über die senkrechten Schächte, Treppen und Seilfahrten in Förderkörben möglich.

Nach Einstellung der Salzgewinnung Ende des vorigen Jahrhunderts wurde das Bergwerk für den Besucher- und Touristen-Verkehr soweit hergerichtet, dass heute pro Jahr mehr als 1.000.000 Menschen die unterirdischen Räume besichtigen können. Das Besondere daran ist die Ausstattung der Kammern mit Werken der Bildhauerkunst, der so genannten Salzbildhauerei, sowie die Nutzung der Räume als Museum, für Veranstaltungen, Konzerte, Gottesdienste, Trauungen, Empfänge mit Gastronomie etc.

Im Museumsteil werden Arbeitsmethoden und das risikoreiche Leben der Bergleute unter Tage erläutert.

In den Versammlungsräumen, beleuchtet von aus Salzkristallen gefertigten Kronleuchtern, sind aus Salz gehauene Kunstwerke zu bewundern und Skulpturen bis zu Altarbildern in der Kapelle.

Zusammenfassung:

Ein einmaliges Erlebnis fürwahr: Ein Weltkulturerbe der besonderen Art! Nach dieser Erfahrung, einschließlich eines Mittagessens in 120 m Tiefe und „Seilfahrt mit dem Förderkorb“ ans Tageslicht, bestiegen wir höchst zufrieden unseren Reisebus, der uns zum Airport Kattowice brachte. Abschied von unserer polnischen Reiseführerin Ewa und einem Land, das aus eigener Kraft schwere Zeiten gemeistert hat und seine Kunst- und Kulturschätze bewahrt.

Pünktlich um 17.45 Uhr landeten wir in Düsseldorf und beendeten damit eine wiederum gelungene Jahresreise unseres Freundeskreises, der Frau Schiefer für die hervorragende Vorbereitung und Durchführung seinen herzlichen Dank ausspricht.

 

Reinhard Krekler

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