2012-Festliches Konzert zwischen den Jahren mit Kimiko Ishizaka: eine musikalische Sternstunde in Schloss Benrath

Stehende Ovationen brachten die begeisterten Freunde von Schloss und Park Benrath der Pianistin Kimiko Ishizaka dar.

Ishizaka, eine deutsch-japanische Künstlerin, die das dritte Mal einer Einladung nach Benrath folgte, ist inzwischen weltweit bekannt. Vor einem Jahr brachte ihr die Einspielung der Goldberg-Variationen höchste Anerkennung und Rezensionen in großen Tageszeitungen, z.B. in der FAZ oder der New York Times.

In Schloss Benrath spielte Ishizaka im voll besetzten Saal zunächst den ersten Band des Wohltemperierten Klaviers (BWV 846 – 857) von Johann Sebastian Bach. Wenngleich ein Programm mit diesen vierundzwanzig Präludien und Fugen vorab eher als enzyklopädisch motiviertes Unterfangen erscheinen mochte, entpuppte es sich sofort als äußerst interessanter Diskurs. Kimiko Ishizakas Interpretation verbindet intellektuelle Präzision mit energisch zupackendem und virtuosem Spiel, das die einzelnen Stücke spannend in Relation zueinander stellt. Eine Stunde faszinierte sie ihre Hörer, ohne dass der Spannungsbogen eingebrochen wäre.

Nach der Pause folgten die vierundzwanzig Préludes op. 28 von Frédéric Chopin, die direkten Bezug auf das Wohltemperierte Klavier Bachs nehmen. Ishizaka macht diese Bezüge deutlich, ihr Spiel brilliert wiederum durch Klarheit und hohe Virtuosität, ohne diese zum Selbstzweck zu machen. Mit präziser Pedaltechnik vermeidet sie alles „Rauschende“; ihr Stil ist modern, von Kopf und Energie her bestimmt, zitiert eher Gefühle als sich ihnen hinzugeben. Das Spektrum der Stimmungen dieser im Quintenzyklus mit jeweils nachgestellter Moll-Parallele arrangierten Kompositionsfolge könnte romantischer interpretiert werden, aber das ist nicht Ishizakas Anliegen: ihr geht es um Struktur, Relationen, Verweise; das macht ihr Spiel interessant.

Nach zwei atemberaubenden Stunden im Benrather Schloss nahmen die Bravorufe und der Applaus kein Ende. Als Zugabe erläuterte Ishizaka am Beispiel des d-moll Préludes und des entsprechenden Präludiums aus dem Wohltemperierten Klavier thematische und strukturelle Bezüge zwischen den beiden Kompositionsfolgen Bachs und Chopins.

Am Sternenhimmel junger Pianisten und Pianistinnen ist schwer vorherzusagen, welche Bahnen ihnen bestimmt sind. Dass Kimiko Ishizakas Stern kräftig genug leuchtet, eine beeindruckende Bahn zu schreiben, steht außer Frage. Ihre Einspielung der Goldberg-Variationen hat bereits einen Fixpunkt am Firmament gesetzt – man darf gespannt sein auf eine hoffentlich bald verfügbare Aufnahme der heute gespielten Werke.

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Weitere Informationen Ok Ablehnen