Geschrieben von Hardo Bruhns, 13. Februar 2025
Mit fast 50.000 € hat der Freundeskreis bisher den Aufbau der historischen Uhrensammlung von Schloss Benrath unterstützt.
Dem Besucher in Schloss Benrath wird beim Rundgang durch die repräsentativen Räume des Erdgeschosses und die Kavaliersräume im Mansardengeschoß die große Zahl prachtvoller Uhren auf den Kaminsimsen auffallen. Man kann deshalb das Schloss als ein Museum für kostbare Uhren der zweiten Hälfte des 18. und des 19. Jahrhunderts bezeichnen und könnte meinen, diese stammten alle original aus den Zeiten seiner herrschaftlichen Nutzung – aber so ist es nicht: tatsächlich sind fast alle Exponate erst in den letzten 70 Jahren erworben worden.
Für den Erhalt der historischen Ausstattung des Schlosses waren die Zeiten nicht günstig. Kurz nach Fertigstellung des Schlosses, 1777, erbte der pfälzische Carl Theodor Bayern, verlegte die Residenz von Mannheim nach München und verlor das Interesse am fernen Benrath. Dann folgten die turbulenten Zeiten der französischen Revolutionskriege. Schon 1795 wurde Düsseldorf eingenommen, kam 1801, nach dem Frieden von Lunéville, für kurze Zeit frei, gehörte aber bereits 1806 wieder unter Napoléon zum französischen Herrschaftsbereich.
Uhren und andere kostbare Ausstattungsgegenstände gehörten rechtlich zum festen Inventar des Schlosses, allerdings verhinderte das nicht, dass schon Carl Theodor solche Stücke nach Mannheim und München mitnahm. Dann verlor sich manches, was vor der Besetzung 1795 nicht hatte gerettet oder versteckt werden können, in Richtung Frankreich. In Napoléons europäischen Ordnung wurde Düsseldorf 1806 die Hauptstadt des neugeschaffenen Großherzogtums Berg. Joachim Murat, Schwager des französischen Kaisers, residierte als Großherzog in Schloss Benrath und ließ es nach vornehmster französischer Mode einrichten. Aber schon 1808 wurde er König von Neapel, und auch dieses Mal verschwand kostbares Inventar aus Schloss Benrath – allerdings nicht nach Westen, sondern nach Süden über die Alpen. 1815 kam das Rheinland an Preußen, und Schloss Benrath wurde zunächst Divisionskommandantur, dann ab 1854 hauptsächlich Sommerresidenz für Mitglieder der königlichen Familie.
Um 1884 waren noch sechs Uhren im Schloss. Davon drei, die über dem Portal als „Schlossuhr“ und als Wanduhren zwischen Vestibül und Kuppelsaal „niet- und nagelfest“ eingebaut waren. Neue Einrichtung kam aus Richtung Berlin – und verschwand wieder, als die preußische Krone das Schloss Benrath 1911 an die Gemeinde Benrath verkaufte: vier Benrather Uhren, noch aus dem ursprünglichen Bestand um 1770, gingen nach Preußen (zwei davon nach Sanssouci).

Wanduhr im Kuppelsaal – Foto von Hardo Bruhns
Aber auch der neue Eigentümer, die Gemeinde Benrath sorgte für Verlust: mit anderem Mobiliar versteigerte sie vermutlich auch die restlichen Uhren, um Geld für den Schlosskauf aufzutreiben. Fürstliches war damit verloren; fortan beherbergte das Schloss Wohnungen, Lyzeum, Gymnasium, die Feuerwehr und ein Heimatmuseum – auch in ihm waren kostbare historische Uhren nicht mehr gefragt.
Erst nach dem zweiten Weltkrieg entstand ein Bedürfnis nach repräsentativer Nutzung des Corps de Logis: Staatsempfänge der Landesregierung und auch der Bundesregierung des nahen Bonn fanden nun in Benrath statt. So kam der Wunsch auf, das Schloss museal wertvoll auszustatten. Erste Ankäufe von Uhren im europäischen Kunsthandel begannen Mitte der 1950er Jahre. Der kunsthistorische Schwerpunkt lag auf der Periode des jungen Schlosses (1750 – 1800) und auf Pariser Uhrmachern, die seinerzeit stilbildend waren. Bis Ende der 1980er Jahre wurden 13 Uhren erworben.

Diana-Uhr mit dem Triumphzug der Diana, um 1770 von Pierre Philhippe Thomire angefertigt (Fotos von Hardo Bruhns)
Mit dem Wegzug der Bundesregierung nach Berlin und dem Auszug der Schulen aus den Kavaliersflügeln des Schlosses entstand eine Phase der Unsicherheit für Schloss Benrath; die Bildung von Fördervereinen, aus denen später unsere „Vereinigung Freunde Schloss und Park Benrath e.V.“ hervorging, war unmittelbare Konsequenz. Im Jahr 2000 gelang es, dank des Engagements der Fördervereine und großzügiger Spender, die „Stiftung Schloss und Park Benrath“ zu gründen und damit den Erhalt und die museale Nutzung des Schlosses dauerhaft sicherzustellen. Das gab dem Bestreben neuen Auftrieb, die historische Ausstattung zu ergänzen, insbesondere auch mit weiteren Uhren für die ehemaligen Wohnräume des Schlosses. Heute finden sich 24 kostbare und der kunsthistorischen Periode nach zum Schloss passende Uhren auf den Simsen der Räume – zusätzlich die drei fest verbauten Uhren. Finanziell ging und geht es dabei nicht nur um die Akquisition, bei der die Roland-Weber-Stiftung Beachtliches geleistet hat, sondern insbesondere auch um die Restaurierung des Bestandes.

Tischuhr Uhr mit Löwenköpfen am Fuß und an den Seiten, um 1770 vom Guillaume Cornille angefertigt (Fotos von Hardo Bruhns)
Seit 2003 haben die Freunde von Schloss und Park Benrath den Erwerb und die Restaurierung der Uhrensammlung mit fast 50.000 € unterstützt, ebenso, der Bedeutung der Benrather Uhrensammlung entsprechend, die Herausgabe eines von Stefan Schweizer besorgten Bestandskatalogs[1]. Er beschreibt die Uhren, ihre Uhrmacher und Vergolder, ihre Technik und Provenienz und vermittelt, wie interessant die Beschäftigung mit diesen höfischen Kostbarkeiten sein kann. Darüber hinaus erfährt der Leser auch von spannenden Recherchen, die zur Aufklärung der verschlungenen Wege ursprünglicher und neuer Benrather Uhren unternommen wurden. Insbesondere gelang es dem Uhrmachermeister Christian Schnurbus, der die Benrather Uhren fachlich betreut, eine prunkvolle Uhr auf dem Kunstmarkt zu entdecken, die zu dem originalen Uhrenbestand von Schloss Benrath gehörte und nun wieder an ihrem ursprünglichen Bestimmungsort steht.

Der Katalog „Kurfürstliche Zeitmesser“ kann im Museumsshop erworben werden. Der Freundeskreis hat sich für seine Realisierung neben der Kostenübernahme auch ehrenamtlich engagiert: mit fachlicher und redaktioneller Unterstützung durch Inge Zacher und Fotografien von Hardo Bruhns. Christian Schnurbus sei an dieser Stelle für seine Begeisterung für historische Uhren gedankt, die im Text zu spüren ist. Deshalb und mit seinen zahlreichen Abbildungen eignet sich der Katalog auch als „coffee table book“, als kleines, aber besonderes und schönes Geschenk für alle Fans von edlen Uhren und Schloss Benrath.
Hinweis: Fotos von Schloss und Park Benrath mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Schloss und Park Benrath
[1] „Kurfürstliche Zeitmesser – Uhren aus der Sammlung von Schloss Benrath“, Redaktion: Inge Zacher, Stefan Schweizer, Eva-Maria Gruben, Silke Tofahrn, Katalogtexte: Christian Schnurbus, Fotos: Hardo Bruhns, Stefan Arendt. 102 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Stiftung Schloss und Park Benrath (2020).