Rheinische Post vom 14. März 2025
Foto: Andreas Bretz
Auch Benrath beteiligt sich an dem stadtweiten Gedenken an das Kriegsende vor 80 Jahren. Seit Mittwoch hängen 25 Plakate in den Geschäften an der Fußgängerzone mit Fotos aus der NS-Zeit im Vergleich zu heute.
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Seit Mittwoch hängen rund 25 Plakate in den Schaufenstern der Benrather Fußgängerzone, die Fotos rund um das Ende der NS-Zeit im Kontrast zum gleichen Motiv 2025 zeigen. Die Plakate sind Ergebnis des breiten Bündnisses „AG 80 Jahre Kriegsende“ der Benrather Zivilgesellschaft. Zur Auftaktveranstaltung der Aktion auf dem Benrather Marktplatz erschienen etwa 50 Düsseldorfer. Das Ziel der Maßnahme, anlässlich von 80 Jahren Befreiung vom Nationalsozialismus, sei daran zu erinnern, „dass das alles hier passiert ist. Um uns herum auf dem Marktplatz hingen vor 80 Jahren zum Beispiel Hakenkreuze. Das hat hier stattgefunden – nicht auf dem Mars, auch nicht auf dem Mond“, sagte Stefan Schweizer, Kunsthistoriker und wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung Schloss und Park Benrath. Deswegen sind auf den Plakaten immer zwei Fotos zu sehen: Oben links eine Aufnahme um 1945, fast immer sind Nazisymbole zu erkennen. Unten rechts folgt gut wieder erkennbar der gleiche Ort aus einer ähnlichen Perspektive, aber aus der heutigen Zeit und damit wie die Benrather den Ort kennen.
Diese Plakate hängte die Initiative nun in den Schaufenstern von rund 25 Einzelhandelsläden in der Fußgängerzone auf, dabei half die Aktionsgemeinschaft Benrath als Händler-Zusammenschluss. „Ich finde besonders, wie öffentlich unsere Aktion ist. Hier ist das Gedenken nicht in einem Ausstellungsraum, sondern für alle sichtbar in den Schaufenstern“, sagte Historiker Christoph Laugs, der auch für die SPD in der Bezirksvertretung 9 sitzt. Auch dass so viele Gruppen für das Erinnerungsprojekt zusammenarbeiten, zeichnet diese antifaschistische Kampagne aus: Die Plakate haben Schüler des Annette-von-Droste-Hülshoff und des Schloss-Gymnasium designt – gedruckt sowie finanziert hat es die Vereinigung der Freunde Schloss Benrath. Deren Vorsitzende Dorothea Sprockamp freut sich und sagt: „Es ist beeindruckend, wie die Schüler die Aktion mitgestaltet haben.“ Daneben haben Fotos des Heimatarchivs der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath die Mahnkampagne ermöglicht – auch die Stiftung Schloss und Park Benrath und das Benrather Jugendzentrum Haus Spilles unterstützen die Aktion. „Es ist in Düsseldorf einzigartig, dass für so ein Gedenkprojekt so viele Menschen quer durch den Stadtteil zusammenarbeiten“, sagt Hans Jürgen Watty, der sich in dem Projekt engagiert.
Auch die christdemokratische Bezirksvertreterin Melina Schwanke lobt, dass Politik und Vereine hier Hand in Hand arbeiten. Alle Teilnehmenden betonten, wie dringlich ihr „Nie wieder!“-Projekt angesichts der Weltlage sei. „Das Gedenken ist besonders wichtig, wo global Frieden, Freiheit und Demokratie unter Druck stehen“, betont Bezirksvertreter Laugs. Gerade die Lebenserfahrung von Einwanderern, die teils totalitäre Regime und Krieg selbst erlebt hätten, könne nach 80 Jahren Befreiung von den Nazis die Erinnerungskultur stärken. Mehrere Teilnehmenden äußerten ihre Sorgen darüber, dass die USA unter Trump den Antifaschismus international deutlich schwächen und die Welt autoritärer machen könnten. Watty: „Es sieht bedrohlich aus. Mit Trump sorge ich mich zum ersten Mal, dass es zum Beispiel in den USA wieder mehr wie auf den Fotos von 1945 wird.“ (rö)
Gedenken ans Kriegsende in Düsseldorf-Benrath: Wie sich Vergangenheit und Gegenwart verbinden