Kultur und Kulinarik der Pfalz erleben – unsere Herbstreise

Reise der Vereinigung „Freunde Schloss und Park Benrath“ vom 15. – 17. September 2025
Geschrieben von Manfred Brammen, 18. September 2025
Foto: Hambacher Schloss © Dorothea Sprockamp

27 Freundinnen und Freunde treffen sich um 7.30 Uhr bei stürmischem und regnerischem Wetter unter der schützenden Hochstraße am Benrather Busbahnhof – unbeeinflusst und in guter Stimmung. Mit dem Bus geht es in zügiger Fahrt nach Süden, unterbrochen durch eine Pause im Wonnegau, um die obligatorischen  Gutscheine für Speis und Trank zu kaufen.

Angekommen in Neustadt an der Weinstraße werden wir von zwei freundlichen Stadtführerinnen empfangen, die uns ausführlich über die Stadt informieren. So erfahren wir, dass Neustadt die einzige Stadt in der Vorderpfalz ist, die im Laufe der Jahrhunderte unzerstört blieb und heute noch eine Altstadt besitzt. Diese wurde in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts sorgfältig renoviert und bietet mit ihren schmalen Gassen einen malerischen Anblick.  

Dass Neustadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1689 – 1698) verschont blieb, in dem Städte wie Heidelberg, Mannheim und Speyer zerstört wurden, hat es einer Frau zu verdanken – Kunigunde Kircher, ein schönes Mädchen, in das sich der französische Kriegskommissar verliebte. Dies ist eine Legende mit vielleicht historischem Kern. Interessant sind auch die spätgotische Kirche für zwei Konfessionen, die durch eine Trennwand mit einem großen und schönen Mosaik geteilt ist und der Marktplatz, auf dem sich 1832 die Teilnehmer am Hambacher Fest versammelten, um zum Hambacher Schloss zu marschieren.  Auffallend waren noch die Skulpturen und Brunnen von Gernot Rumpf, die an vielen Stellen der Stadt zu sehen sind. Die Stadtführung endet zu unserer Überraschung und Freude mit einem Glas Wein aus der Region.

Eine kurze  Fahrt bringt uns nach Landau in unser Quartier im Parkhotel am Ostpark, wo uns ein schmackhaftes Abendessen serviert wird. Im Gegensatz zu Neustadt hat Landau eine ausgesprochen kriegerische Vergangenheit und so begeben wir uns am  nächsten Morgen auf einen historischen Stadtrundgang mit wiederum kompetenten Führerinnen. Wir beginnen mit der Jugendstilfesthalle, die direkt neben dem Parkhotel liegt. Sie ist eine der bedeutendsten Festspielbauten in Süddeutschland und wurde von dem Unternehmer Ludowici gestiftet und von dem Düsseldorfer Hermann Goerke erbaut. Der Weg führt uns vorbei an der Auslassschleuse, mit der das Vorgelände der Festung unter Wasser gesetzt werden konnte, zum Deutschen Tor. Es ist eins von zwei Toren der 1688 bis 1691 von Sébastien Le Prestre de Vauban im Auftrag von Ludwig XIV. erbauten Festung. Interessant sind auch die Augustinerkirche mit Kreuzgang, die Katharinenkapelle von 1344 und das alte Kaufhaus am Rathausplatz mit Brunnen und Landauer-Darstellung. Der Rathausplatz, heute Marktplatz, entspricht in seiner Größe  der früheren Altstadt. Sie wurde 1689 von den Franzosen in Brand gesteckt, der freie Platz dann als Paradeplatz von der französischen Garnison benutzt.

Am Nachmittag fahren wir nach Siebeldingen und besuchen den Geilweiler Hof, der von Ludowici der Kreisregierung der Pfalz mit der Auflage vermacht wurde, dort eine Rebenzuchtstation zu errichten. Wir haben die Erlaubnis, die Reben zu besichtigen und davon zu naschen. Wir freuen uns und probieren fleißig. Wir lernen viel über Herkunft der Trauben und die Technik der Züchtung. So ist es heute möglich, mit Hilfe der DNA-Analyse die wahren Väter und Mütter von Züchtungen zu ermitteln. Es gibt sehr viele wildwachsende Weintrauben, die jedoch zur Weinherstellung nicht geeignet sind. Deshalb können nur europäische Trauben – Ursprung Georgien, Armenien und der vorderasiatische Raum – oder nordamerikanische Trauben zur Züchtung verwendet werden. Durch Kreuzung versucht man neue resistente Sorten zu züchten, die Mehltau, Reblaus etc. widerstehen und weniger mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden müssen. Es ist so interessant, dass uns die Zeit im Fluge vergeht.

Zum praktischen Teil fahren wir nach Rhodt unter Rietburg zu einer Weinprobe und lassen uns Riesling, Grauburgunder und Traminer einschenken.

Den Abend verbringen wir in einem seit dem 17. Jahrhundert existierenden Gasthaus „Zur Blum“ im Frank–Loebschen Haus, in dem die Urgroßeltern von Anne Frank im 19.  Jahrhundert lebten. Beschwingt vom Wein und voller Weinwissen machen wir uns auf den Rückweg ins Parkhotel.

Am nächsten Morgen ist der Abschied vom Parkhotel, das uns mit seinem guten Frühstück verwöhnte. Die Fahrt geht nach Hambach, wo uns der Bus zur körperlichen Ertüchtigung weit unterhalb des Schlosses absetzt. Der Aufstieg gelingt den einzelnen Gruppen etwas zeitlich versetzt, und wir werden von zwei engagierten Führerinnen begrüßt, die uns das Hambacher Fest am 27. Mai 1832 und seine Bedeutung für die Entwicklung der deutschen Demokratie erläuterten. Gegen den Willen der Obrigkeit feierten die Teilnehmer ein Fest, auf dem diskutiert, gestritten, gesungen und Farbe bekannt wurde. Sie bekannten sich zu einem geeinten deutschen Nationalstaat mit demokratischen Grundrechten. Wegen der Vielzahl der Besucher und der knappen Zeit können wir die interessante Ausstellung zur Geschichte nur flüchtig betrachten. Ein erneuter Besuch lohnt sich.

Unsere Rückfahrt nach Benrath unterbrechen wir in Deidesheim im Deidesheimer Hof mit einem deftigen Pfälzer Essen  – Saumagen, Bratwurst und Klöße. Helmut Kohl bewirtete hier Staatsgäste. Das Haus atmet in seiner sehr gediegenen Atmosphäre eine Vergangenheit, die noch Orientierung bot.

Die Rückfahrt nach Benrath verläuft sehr entspannt und wir sind um 20.45 Uhr am Benrather Bahnhof.

Es war wieder eine sehr schöne Reise mit vielen interessanten Eindrücken. Unser Dank gilt besonders Ursula Schiefer, die uns in ruhiger, unaufgeregter, aber bestimmter Weise gut geleitet hat.

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